Wir ernten, was wir säen

Wir wünschen uns für unsere Kinder oder erwarten sogar manchmal von ihnen, dass sie kurzfristig unangenehme Zustände und Aufgaben annehmen und aushalten, weil es sich langfristig für sie lohnt. Manchmal ohne dass sich unseren Kindern der direkte Zusammenhang erschließt. Okay soweit, gute Idee.

Ich hab auch eine: Liebe Eltern, lasst uns das unseren Kindern vorleben. Es macht grundsätzlich in allen Belangen wenig Sinn etwas in Kinder hineinzuREDEN. Sie tun was sie sehen und erleben. Also leben wir ihnen doch einfach (?) vor, wie das geht, das kurzfristige Annehmen unangenehmer Zustände und Aufgaben, weil es sich langfristig für sie lohnt.

Für sie? Warum nicht für uns? Ja, das auch. Auch für uns lohnt es sich oft langfristig, wenn wir uns manchmal kurzfristig überwinden (Sport zum Beispiel). Hier und heute geht es mir aber darum, dass WIR ELTERN kurzfristig etwas Unangenehmes aushalten und annehmen, weil es sich langfristig FÜR UNSERE KINDER lohnt.

Was denn? Gefühle und deren Ausdruck zum Beispiel. Oder gefühlt endlos lange selber-machen-wollen Situationen. Die vielen Konflikte. Oder dass wir manchmal nicht weiter wissen. Ratlos sind. Dass wir Fehler machen. Dass wir vielleicht Rat & Hilfe brauchen. Oder uns entschuldigen müssen.

Wozu? Weil unsere Kinder dann reifen können. Das sind die Früchte dieser Investition: unsere Kinder erfahren und lernen auf diese Weise wie das geht – Menschlich zu sein und die Verantwortung zu übernehmen. Sich selbst und andere Menschen mit allem anzunehmen, was dazugehört. Sie lernen mit Gefühlen klar zu kommen. Konflikte zu lösen. Sich selber zu sein und zu bleiben.

Wie geht das? Das ist gar nicht so einfach. Und gar nicht so schwer. In vielen Fällen heißt das erst mal ganz viel von dem was wir bisher so tun sein zu lassen:

  • Das Ablenken wenn dein Kind traurig ist, zum Beispiel. Sei einfach da.
  • Die Erwartung „negative“ Gefühle wie Wut zu unterdrücken. Sei einfach da.
  • Die Forderung keine Konflikte zu haben. Sucht und findet Lösungen oder seid zusammen traurig darüber, dass es keine gibt.
  • ...

Und ja, das kann mitunter ganz schön anstrengend und manchmal auf den ersten Blick auch zeitaufwendiger sein. Und trotzdem möchte ich allen, die gerne mal in gegenteiligen Extremen denken und jetzt Angst bekommen, sagen: "Nein, das heißt nicht, dass du ab jetzt den ganzen Tag neben deinem brüllenden Tyrannenkind sitzen wirst und dich mit Nutellabroten bewerfen lassen musst." Nein. Auch für uns Erwachsene lohnt sich das. Wenn wir in die Beziehung zu unseren Kindern auch oder besonders in den schweren Momenten investieren, werden auch wir mittel- und langfristig die Früchte ernten:

...weil wir nicht mehr soviel kämpfen, sondern uns mit unserem Kind verbinden und Konflikte lösen.

...weil sich unsere Kinder gesehen, gehört und verstanden fühlen...

...und infolgedessen gerne mit uns zusammen sind und von sich aus kooperieren.

So sparen wir das, was wir mit unseren bisherigen Methoden zu vermeiden versuchen und auf diese Weise paradoxerweise in großen Mengen erzeugen – unnötigen Schmerz. Und wir gewinnen, was wir befürchten zu verlieren: Zeit und Energie für Schönes!

Kämpfst du noch oder säst du schon?

Hanna