Cori und ich werden öfter gefragt in welche Kiste denn unsere Pädagogik gehört. Laissezfaire, bindungsorientiert, bedürfnisorientiert...irgendeine Schublade wird geöffnet und da sollen wir dann bitte rein oder raus. Ich kenne das, es dient der Einordnung. Es vereinfacht das Leben. Auf den ersten Blick.
Auf den zweiten – nicht. Denn wenn wir unsere Art mit unseren Kindern umzugehen mit bestimmten Etiketten versehen, versuchen wir es dementsprechend richtig zu machen. Und dann gibt es auch ein falsch. Und das trennt. Das trennt die Menschen, die es richtig machen, von denen die es aus dieser Perspektive betrachtet falsch machen. Das trennt einen selbst von einem unverstellten Blick, denn dann mache ich es entweder richtig (vermutlich in dieser Reinform eher selten erreichbar) oder eben falsch (und fühle mich vermutlich schlecht). Das trennt mich von Lösungen, die mir jetzt vielleicht helfen würden – die ich aber nicht machen darf, weil wenn man zu diesem Lager gehört...dann darf man das auf gar keinen Fall machen. Was ich vielerlei Leutles Ansicht nach alles noch tun müsste, weil ich mich vegan ernähre. Und das dann bitte auch immer und ausschließlich zu 100%. Ganz oder gar nicht, sonst kann man es ja gleich sein lassen. Ich finde diese Sichtweise macht das Leben eng, einspurig und unmenschlich.
Wer A sagt muss – gar nix. Der sagt erst mal A, macht einen Schritt, dann einen nächsten. Und wenn dann C besser zur aktuellen Lebenssituation passt als B...dann bitte, bedien dich. Jede Situation ist das erste Mal so in deinem Leben – niemand kennt sich in ihr besser aus als du – versuch das Alphabet rauf und runter. X steht übrigens für nix tun. L für Lieblingsschoki und T für Tabletschauen. F für Fehlerfreundlichkeit, denn ja, du wirst auch mal etwas Verkehrtes machen und etwas Falsches entscheiden.
Nein. Das heißt nicht, dass immer alles okay ist und dass jeder immer alles tun darf. Jeder darf aber sehr oft fast alles tun. Ich denke sogar, die Menschen sollten viel öfter tun, was sie wollen. Ich erlebe nämlich, dass die allermeisten Menschen wunderbare, friedliche Dinge wollen. Die Grenze ist meiner Ansicht nach dort, wo jemand anders oder man selbst Schaden davon tragen würde – dann sind wir schleunigst gefragt, eine andere Lösung zu finden. Und ich finde wir müssen auch erst mal prüfen, ob da WIRKLICH gerade ein Schaden entsteht oder ob dieser nur in unserem Kopf oder einer fiktiven Zukunft entsteht. Und wenn du jetzt einen Menschen vor Augen hast, dem nur Lösungen und Strategien einfallen, die ihm selbst oder anderen schaden...dann darf dieser Mensch meiner Ansicht nach sowieso erst mal Pause drücken und sich fragen, wie es ihm so geht und wieso er so um sich schlagen muss. Aber das wird vielleicht mal ein anderer Beitrag.
Ich bin jedenfalls dabei in meinem Leben die Leitmotive richtig und falsch auszutauschen. Ich liebe Vielfalt, Bandbreiten und bunte verbindende Lösungen. Ich suche jetzt immer öfter nach hilfreichen Wegen und das entlang von Werten als Leitstern. Das fühlt sich übrigens verdammt richtig an. Selbst dann wenn ich es mal falsch mache.
Hanna