Das geht vorbei.

So geschafft. Feierabend. Die Kinder schlafen. Endlich. Du hast Zeit für dich oder wahlweise all die Dinge, die heute/gestern/seit die Kinder da sind liegen geblieben sind. Ja. Solche Tage gibt es. Tage von denen man froh ist, dass sie einfach nur vorbei sind. Haben wir alle.

Ich gewinne allerdings immer häufiger den Eindruck, dass es in ganz schön vielen Familien ganz schön viele solcher Tage gibt. Und nicht nur Tage. Sondern ganze Phasen. Jahre. Kindheiten.

Und dass es ganz schön viele Momente gibt auf die in diesen Familien sehnsüchtig gewartet wird, die schmerzlich herbei gesehnt werden. Das Wochenende. Der Jahresurlaub. Das Ende dieses Entwicklungsschubs. Das Ende des Wutanfalls. Der Moment, wenn die Kinder endlich schlafen. Schön spielen. Ruhig sind. Im Kindergarten. In der Schule. In der Ausbildung. Aus dem Haus.

Ich frage mich und dich woran das liegt. Weshalb wir uns so intensiv Wegwünschen vom Jetzt. Vom Ist-Stand. Warum fühlen wir uns unseren streitenden, lauten, wachen Kindern nicht gewachsen? In was für Leben haben wir uns da hineinmanövriert, wie sind wir aufgestellt oder eben gerade nicht, dass wir dauernd froh darüber sind oder dringend darauf warten, dass etwas endlich vorbei geht? Und was hält uns davon ab mit den Dingen umzugehen? Nach Lösungen zu suchen, etwas anders zu machen? So dass wir nichts anderes tun als zu warten bis sie endlich endlich vorbei gehen. Und: Bist du dir eigentlich bewusst was es ist was da vorbei geht?

Dein Leben.

Dein Leben. In seiner ganzen prächtigen einladenden Vielfalt. Zu dem alles gehört. Und: Auch alles wunderbare geht vorbei. Alles schöne, lebendige, verbundene. Unwiederbringlich geht es vorbei. Während wir oft intensiv damit beschäftigt sind, das was uns schwer fällt zu verdrängen, zu ignorieren, wegzumotzen, zu bejammern...und es dadurch unbeabsichtigt größer machen als es ist. Wenn wir das „Schlechte“ an seinen Platz rücken, einsortieren und damit umgehen, werden all die Energien frei, die wir bislang für das nicht-damit-umgehen ver(sch)wenden. Was wirst du mit diesen Extra-Energie-Paketen machen?

Ich will alles wollen. Ich will den Alltag. Den Morgen. Den Montag. Das Schwere. Die ganze wirbelige bunte Kindheit meiner Kinder. Das Leichte. Den Urlaub im Herzen. Das Licht. Das Dunkel. Mein ganzes Leben.

Und du? Lebst du schon oder wartest du noch?

Hanna