Jede Familie hat ihre ganz eigenen, besonderen Rituale – über das Jahr, die Woche, den Tag. Zum Morgenritual eines meiner Kinder gehören 2-Minuten-Geschichten. Wir kuscheln und ich erzähle ihm eine im Moment frei erfundene Geschichte. Manche sind lustig, manche scheinbar sinnlos, manchmal geht es ums Mutig sein, darum zu sich selbst zu stehen oder etwas neues kennen zu lernen. Es geht um Freundschaften und Gefühle, um Herausforderungen, Entscheidungen und Abenteuer. Die Hauptrollen können Gegenstände, Tiere, Fantasiewesen oder bekannte oder auch unbekannte Menschen sein.
Wenn mir nichts einfällt, frage ich mein Kind, um wen oder was es gehen soll. Und dann erzähle ich einfach drauf los – ich habe keine bestimmte Absicht, keinen Spannungsbogen, kein bestimmtes Ende im Kopf. Und ich bin jedes Mal selbst überrascht, welche Geschenke meine Fantasie mir macht, wenn ich loslasse. Ich hatte auch hin und wieder Sorge, dass mir nichts einfällt oder dass mein Kind die Geschichten blöd findet. Und klar, gab es Geschichten die besonderer/bunter/witziger waren als andere. Ich für mich habe dadurch gelernt, dass Mittelmäßigkeit absolut okay ist und dass mein Kind es auch nach langweiligen Geschichten kaum erwarten kann, bis ich die nächste erzähle.
Einmal war da ein Tennisball, der schlechte Laune hatte und alles und jeden angemotzt hat. Ein anderes Mal wusste eine Paprika nicht, dass sie eine Paprika war. Sie hielt sich für eine Tomate.
Wir haben eine Wolke kennengelernt, die nicht regnen oder verdampfen wollte und sich deshalb mit dem Wind befreundet hat, der sie immer gerade weit genug weg von anderen Wolken oder der Sonne gepustet hat. Wenn ihr also eine einzelne Wolke seht...
Wenn dir diese Idee als Mama, Papa, Opa, Oma, Freund*in, Tante, Onkel, Geschwister, Nachbar*in, Lehrer*in, ...ein bisschen Freude ins Herz zaubert, probiere es einfach mal aus – diese Geschichten sind voller Wunder, für dich und dein Kind!
Hanna